Seit 2010 finden nun jährlich die Werkstatttage Wirtschaft anders denken statt und es war schon eine enorme Herausforderung und auch Belastung für die jeweils veranstaltende Schule, über zwei Tage Räume, Verpflegung und ein vielseitiges Angebot an Vorträgen und Workshops für bis zu 300 Teilnehmern zu organisieren.
Nun haben sich die Waldorfschulen Daglfing, Isartal, Ismaning und Schwabing zu einer Kooperation entschlossen und ein neues Konzept erarbeitet.
In dem schon mehrmals erfolgreich durchgeführten Wad-Spiel – das Wirtschaft-anders-denken-Spiel (www.wad-spiel.de) lernen die Schüler und Schülerinnen der 11. Jahrgangsstufen Grundsätzliches über wirtschaftliche Funktionsweisen kennen.
Die 12. Jahrgangsstufen haben die Möglichkeit, sich in Werkstätten mit spezifischen Themen rund um das Geld zu beschäftigen.
Beide Veranstaltungsteile finden zeitgleich an verschiedenen Waldorfschulen statt. So ist der organisatorische Aufwand für jede einzelne beteiligte Schule gut verkraftbar. Jährlich können sich Waldorfschulen an der Durchführung der Werkstatttage beteiligen. Der Verein Waldorfprojekte – Bildung, Kultur, Begegnung e.V. ist der Träger der Gesamtveranstaltung.
Bisher haben alle teilnehmenden Schüler und Schülerinnen es immer ganz besonders geschätzt, den Teilnehmern aus anderen Schulen zu begegnen. Und das wollen wir auch weiterhin ermöglichen. Deshalb werden alle Teilnehmer durch ein Losverfahren auf die unterschiedlichen Schulen verteilt.
Wir freuen uns ganz besonders auf die gute Zusammenarbeit der beteiligten Waldorfschulen.
"Wad" = "Wirtschaft anders denken"
Jeder Mensch muss essen, trinken, sich kleiden können, braucht ein Dach über dem Kopf und hat individuelle materielle Bedürfnisse. Um diese Bedürfnisse zu decken werden Waren produziert, in Umlauf gebracht und stehen so dem Verbraucher zur Verfügung. Dieses komplexe System der Produktion, des Handels und des Verbrauchs nennen wir "Wirtschaft". Im Wirtschaftsspiel lernen die SchülerInnen anhand einer Wochenmarktsituation die Funktionsweisen der Marktwirtschaft und der Planwirtschaft kennen. Sie erleben sich selbst als Verbraucher, Händler und Produzent und wie die jeweils herrschende Wirtschaftsordnung ihr Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst.
Marktwirtschaft und Planwirtschaft sind die Wirtschaftsordnungen, die uns aus der Praxis bekannt sind und ihnen sind die ersten beiden Spielrunden des Wirtschaftsspiels gewidmet.
Die dritte Spielrunde "Die Assoziation - ein Experiment" deutet also auf etwas hin, was wir noch nicht genausogut kennen. In diesem Experiment suchen die Spielteilnehmer nach Möglichkeiten, die Wirtschaft so zu gestalten, dass die Interessen aller Wirtschaftsteilnehmer gegenseitig wahrgenommen werden und Bedürfnisse befriedigt werden können.
Die Projektgruppe "Wirtschaft anders denken" hat für das Spiel Spielmaterial hergestellt. Am besten spielt man es mit 23 Schülern, man kann aber auch die Spieleranzahl um einige Spieler erhöhen bzw. verringern. Die drei Spielrunden spielt man in der Reihenfolge 1. Marktwirtschaft (ca. 2 1/2 h), 2. Planwirtschaft (ca. 1 1/2 h) und 3. Assoziative Wirtschaft (ca. 2 1/2 h).
Bei Interesse bitte E-Mail an:
Es ist eine Tatsache, dass das Leben in unserer heutigen Zeit sehr stark vom Wirtschaftlichen beeinflusst wird und das Geschehen in der Wirtschaft und der Finanzwelt schwer zu durchschauen ist. Wie bereitet die Schule die jungen Menschen darauf vor, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen? Und wie könnte aus einem solchen Verständnis heraus bei den Schülern, die ja zwangsläufig selbst aktiv und passiv Teil des Wirtschaftslebens sind, ein sinnvolles Handeln entstehen? Nicht nur das Konsumieren will gelernt sein (z.B. Gefahr der Verschuldung durch lockende, scheinbar günstige Verträge). Man wird sich nach der Schule und Ausbildung eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen haben, die vernünftig gestaltet sein will. Kann die Schule dafür etwas leisten?
Die Rudolf-Steiner-Schule Ismaning hat in den letzten Jahren vielfältige Anstrengungen unternommen, dem Thema Wirtschaft mehr Gewicht zu geben. Konkret gibt es neben einzelnen Ansätzen im Unterricht (wie z.B. im Fach Gartenbau) in der 7. Klasse Buchführungsunterricht, in der 10. Klasse ein zweiwöchiges Betriebspraktikum, in der 11. Klasse eine einwöchige Epoche Wirtschaftskunde und in der 12. Klasse im Geographieunterricht Wirtschaftsgeographie-/wirtschaftskunde. Praktisch wird das Thema angegangen dadurch, dass in der 7. Klasse ein Projekt begonnen wurde, Fair-Trade-Kaffee zu verkaufen, und dass es seit einigen Jahren die Schülerfirma Nyendo (www.nyendo.de) gibt, die klassenübergreifend organisiert ist und fairen Handel mit Kenia betreibt.
Die „Realwirtschaft“ zu verstehen, ist das eine. Nicht erst seit der Finanzkrise ist jedoch deutlich geworden, dass das aktuelle Wirtschaftssystem eklatante Mängel aufweist und selbst in einer fundamentalen Krise steckt. Wirtschaft muss offensichtlich anders gedacht werden, wenn sich etwas in der Zukunft ändern soll. Die Zukunft sind die jungen Menschen. Kann und sollte nicht Schule Ideen entwickeln, Ideen einer "Idealwirtschaft" weitergeben, damit die Schüler an einer menschengemäßeren Wirtschaft mitarbeiten?
Eine anders gedachte Wirtschaft ist ein Thema, das alle angeht, und der Projektkreis „Wirtschaft anders denken“ möchte für Schüler, Eltern und die interessierte Öffentlichkeit eine Plattform bieten, sich in vielfältiger Weise damit auseinanderzusetzen.
Klaus Weißinger